Aber wie war es zu den Unruhen gekommen? Die beiden Gruppen waren Anhänger einerseits der pro-westlichen libanesischen Regierung von Ministerpräsident Siniora, andererseits der Opposition, angeführt von der radikalen Hisbollah-Organisation, die ihre Wurzeln im Iran hat. Überhaupt ist der Einfluss fremder anderer Staaten im Libanon groß. Die Hisbollah wird auch von Syrien unterstützt, von wo sie viele ihrer Waffen erhält. Die Regierung des Landes steht Syrien sehr kritisch gegenüber und wird vom Westen, insbesondere von den USA, unterstützt. Die USA wiederum stehen bekanntlich mit Teheran wegen des iranischen Atomprogramms und der Lage im Irak im Konflikt.So droht der Libanon zum Schlachtfeld eines Stellvertreterkrieges zu werden zwischen vor allem den USA mit seinem engen Verbündeten Israel auf der einen Seite und Iran und Syrien auf der anderen Seite.Die Libanesen sollten sich also nicht allzu sehr auf ihre jeweiligen Freunde im Ausland verlassen und besser gemeinsam und im Dialog die bestehenden Probleme lösen. Anzeichen dafür gibt es durchaus: Der Anführer der Mehrheit in dem libanesischen Parlament und der Parlamentspräsident, ein wichtiger Oppositionspolitiker, trafen sich erst kürzlich mehrfach, um ein friedliches Ende der aktuellen Krise herbeizuführen. Danach äußerten sich beide hoffnungsvoll, eine Einigung zu erreichen. So bleibt zu hoffen, dass die beiden Lager in der Lage sind, gemeinsam einen Kompromiss im Sinne aller Menschen im Libanon zu finden.
Der Libanon zwischen Bürgerkrieg und Versöhnung
Es war ein beängstigendes Bild, das sich den Bewohnern Beiruts am 25. Januar bot: Zwei Gruppen junger Menschen bewarfen sich gegenseitig mit Steinen und gingen mit Schlagstöcken aufeinander los, schließlich fielen Schüsse. Wenigstens den etwas älteren Libanesen dürfte dieses Bild sehr bekannt vorgekommen sein, zu sehr erinnerte es an den Bürgerkrieg, der im Libanon von 1975 bis 1990 tobte. Viele befürchteten nun einen erneuten Absturz des Landes in Gewalt und Anarchie.