Roter Salon Rente

In unserem "Roten Salon" am 16. Mai 2007 hatten wir erneut einen kompetenten Referenten zu Gast: Mit Dr. Ralf Kreikebohm - Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Hannover-Braunschweig - sprachen und diskutierten wir über die Probleme des deutschen Rentensystems und mögliche Lösungsansätze.

In seinem Eingangsreferat erläuterte Kreikebohm die Herausforderungen, mit denen die gesetzliche Rente konfrontiert ist. Durch die niedrige Geburtenrate in Deutschland zur Zeit bei etwa 1,3 Geburten pro Frau werde die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik insgesamt von heute ungefähr 82 Mio. Menschen auf geschätzte 70 Mio. im Jahre 2050 abnehmen (nötig wären 2,1).
Außerdem sei von einer weiterhin kontinuierlich steigenden Lebenserwartung auszugehen: „Jedes Zweite im Jahr 2050 in Deutschland geborene Kind wird statistisch gesehen 100 Jahre alt werden“, stellte der Rentenexperte fest. Dadurch sei auch von einer bedeutsamen Veränderung im Verhältnis zwischen Jung und Alt auszugehen. Während nämlich heute noch auf 100 Menschen im arbeitsfähigen Alter ca. 60 Rentner kommen, werde sich die Relation bis zum Jahr 2050 Schätzungen zufolge auf 100 zu 89 verschieben. Hinzu komme, dass im Zuge der Globalisierung die Sozialstaatssysteme zunehmend international im Wettbewerb miteinander ständen. Dabei seien, so Kreikebohm, Rentensysteme, die wie das deutsche über ein Umlageverfahren im Rahmen von Sozialversicherungen finanziert würden, deutlich anfälliger als gänzlich steuerfinanzierte Systeme. Bei der anschließenden Diskussion erläuterte Kreikebohm auch bereits vollzogene Reformen der Politik der letzten Jahre. So begrüßte er die Einführung der staatlich geförderten Privatvorsorge mit der „Riester-Rente“ als drittes Standbein der Rentenfinanzierung – neben der Abgaben- und Steuerfinanzierung. Außerdem warb für die „Rente mit 67“, die das Rentensystem bis zum Jahre 2050 zukünftsfähig machen soll.
William Labitzke, Juso-Vorsitzender in Braunschweig, bemängelte die „Riester-Rente“ und warnte vor deren Folgen, da „ungefähr 20 % der Bevölkerung faktisch ausgenommen seien, da sie sich die staatlich geförderte private Vorsorge schlicht nicht leisten könnten.“ Kreikebohm unterstrich dieses Problem, denn diese 20 % der Bevölkerung seien außerdem diejenigen, die aufgrund relativ geringer Einkommen während der Erwerbstätigkeit später im Alter meistens ohnehin kaum über eine das Existenzminimum sichernde staatliche Grundversorgung hinauskommen dürften. Stefan Hillger, stellvertretender Juso-Landesvorsitzender, forderte die Einführung einer Bürgerversicherung nicht nur im Gesundheits- sondern eben auch im Rentenbereich. „Die Einbeziehung aller Berufsgruppen und sämtlicher Einkommensarten in das Solidarsystem ist schon aus Gründen der Gerechtigkeit unbedingt anzustreben“, pflichtete Kreikebohm ihm bei.Insgesamt bleibt festzustellen, dass an diesem einen, kurzen Abend sicherlich nicht alle Probleme gelöst werden konnten, wir aber doch eine interessante und spannende Veranstaltung hatten und das Thema Rente natürlich auch in der Zukunft nicht aus den Augen verlieren werden.