Jusos unterstützen Bildungsstreik

Am 17 Juni 2009 gingen in Braunschweig fast 10.000 Menschen auf die Straße, um ihre Unzufriedenheit und Verärgerung über das deutsche und niedersächsische Bildungswesen auszudrücken. Moritz Zimber, Vorsitzender der Juso-SchülerInnen in Braunschweig, wertete die Aktion als vollen Erfolg und bekräftigte die Kritik der Jusos an unsozialen und ausgrenzenden Strukturen im Bildungssektor.

An den Protesten nahmen Menschen aus allen Bevölkerungsschichten teil, neben direkt betroffenen SchülerInnen und Studierenden auch zahlreiche Berufstätige und RenterInnen. In ganz Deutschland gingen so über 200.000 Menschen zum Bildungsstreik, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. „Das dreigliedrige Schulsystem hat ausgesorgt! Keiner möchte, dass Kinder nach der vierten Klasse in gut, mittel oder schlecht eingeordnet werden, das ist nicht nur ungerecht, sondern eine bewusste Klassifizierung von Menschen!“, sagte Zimber.
Am Tage zuvor hatte der Niedersächsische Landtag mit den Stimmen von CDU und FDP das sogenannte Turbo-Abi nach 12 Jahren an Gesamtschulen beschlossen. Eine Flut von Plakaten und Transparenten auf dem Kohlmarkt richtete sich besonders gegen diese Entscheidung. Nach Ansicht der Jusos werde damit das pädagogische Konzept der Integrierten Gesamtschulen faktisch vernichtet. „Wir zeigen hiermit auch, dass wir uns gegen die Zerstörung dieser zukunftsweisenden Schulform stellen und für den Erhalt von IGSen kämpfen“, fügte Zimber, selbst Schüler einer Gesamtschule, hinzu.
Bei der Kundgebung berichteten unter dem Motto: “Bildungsblockaden einreißen“ Eltern, SchülerInnen und Studierende über ihre Erfahrungen in den Hochschulen und Schulen. Einige der wichtigsten Forderungen waren: – mehr Zeit für Bildung statt Leistungsdruck,- kostenfreie Bildung auf allen Ebenen,- optimale Unterrichtsversorgung und kleinere Klassen,- Auflösung des dreigliedrigen Schulsystems zugunsten einer gemeinsamen Schule,- mehr Demokratie und Mitsprache für Schülerinnen und Studierende
Mit Schlachtrufen wie: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!“ zog der Demonstrationszug nach der Auftaktkundgebung vom Kohlmarkt aus über den Altstadtmarkt auf die Güldenstraße. Von dort aus gingen die Demo-TeilnehmerInnen weiter über die Lange Straße und den Hagenmarkt auf den Bohlweg und dann wieder zurück auf den Kohlmarkt, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Im Anschluss kam es zu einer Spontandemonstration zur TU Braunschweig. Ca. 250 Menschen machten abermals auf Missstände in Politik und Gesellschaft aufmerksam. Vor dem Hauptgebäude der Uni wurde auch diese Demo aufgelöst, woraufhin die Menge die Uni betrat und den Präsident der TU um ein Statement zur Demo bat. Dieser äußerte Verständnis für die Anliegen der DemonstrantInnen. Eine gemeinsame Pressemitteilung der Uni-Leitung und des Allgemeinen Studierendenauschusses (Asta) sollte die jeweiligen Positionen zum Ausdruck bringen. Der 18-jährige Zimber fasste die Positionen der Jusos noch einmal zusammen: „Nun ist die Politik am Zug, die Menschen haben gezeigt, wie unzufrieden sie mit der Bildung sind. Dies kann die Landesregierung nicht weiter ignorieren! Die Jusos Braunschweig fordern die Landesregierung auf, das Turbo-Abi an allen Schulen abzuschaffen und neue Gesamtschulen einzurichten. Die Studiengebühren müssen abgeschafft werden und das Bachelor-Master-System muss grundlegend umgestaltet werden!