


Im Rahmen der Begrüßung berichtete zunächst Dr. Carola Reimann über die wirtschaftliche Situation der Unternehmen in Braunschweig: „Im Dezember 2008 meldeten 20 Unternehmen in Braunschweig Kurzarbeit an. Betroffen davon waren 807 Arbeitnehmer. Doch bereits im März stieg die Zahl der Unternehmen auf 181 und es waren über 10 000 Arbeitnehmer von Kurzarbeit betroffen. Das Instrument der Kurzarbeit wurde in Braunschweig also intensiv genutzt.“ Reimann betonte, dass Kurzarbeit für die Betroffenen zwar nicht schön sei, aber die Alternative wären Entlassungen gewesen.
„Mit der Verlängerung der Kurzarbeit auf 24 Monate, der Einführung der Abwrackprämie und den Maßnahmen im Rahmen der Konjunkturpakete sorgen wir dafür, dass die Krise im Vergleich zu unseren Nachbarländern weit weniger negative Folgen für die Wirtschaft und die Arbeitnehmer in Deutschland haben wird. Wir setzen alles daran, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten und mit Hilfe umfangreicher Investitionen Zukunftsbranchen zu fördern, damit wir gestärkt aus der Krise kommen werden“, erklärte Scholz. Er habe in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Gespräche mit Unternehmern, Betriebsräten und Personalräten geführt und treffe sich regelmäßig mit Vertretern der Dax-30-Unternehmen, um zu prüfen, wo die Regierung Hilfestellungen geben könne. „In Qualifizierung und Weiterbildung haben Unternehmen in Deutschland bislang viel zu wenig investiert. Zwar schafft die Bundesregierung momentan Anreize für Unternehmen, Arbeitnehmer weiter zu qualifizieren statt zu entlassen, aber Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen müssen auch nach der Wirtschaftskrise stärker angeboten werden“, betonte der Arbeitsminister. Deutschlands Arbeitsmarkt der Zukunft stehe vor einer enormen Herausforderung angesichts des immer dramatischer ansteigenden Fachkräftemangels. „Wenn wir nichts tun, werden zukünftig viele Fachkräfte fehlen obwohl hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Denn während die Zahl der freien Stellen für Fachkräfte weiter steigen wird, verringert sich die Zahl der Stellen für geringer Qualifizierte. Deshalb können wir es uns nicht mehr leisten, dass jährlich tausende junge Menschen die Schule ohne Abschluss verlassen und keine Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt haben“, gab Olaf Scholz zu bedenken. Deshalb sollen alle Menschen zukünftig einen Rechtsanspruch haben, einen Schulabschluss nachzuholen.
„Damit wir die Arbeitslosigkeit zurück drängen können, müssen wir jedem den Zugang zu einer Lehre eröffnen. Die Berufsausbildung wird zukünftig am wichtigsten sein. Zwar werden wir in Zukunft 30 bis 40 Prozent Studierte brauchen, aber 60 Prozent werden auch weiterhin eine Berufsausbildung machen und damit den Wohlstand in Deutschland sichern“, erklärte Scholz. Er möchte sich darüber hinaus dafür stark machen, Menschen mit einer Berufsausbildung die Möglichkeit zu eröffnen, ein Studium zu absolvieren. Im Vergleich zu anderen Ländern sei in Deutschland der Anteil derer, die sich nach der Berufsausbildung mit einem Studium weiterqualifizieren weit geringer. Der DGB-Regionsvorsitzende Achim Barchmann wies auf eine weitere Problematik hin: „Wir müssen in Deutschland Menschen mit Migrationshintergrund viel stärker fördern. Zurzeit verschwenden wir hier ein riesiges Potenzial. Eine gute Ausbildung ist auch für die Menschen mit Migrationshintergrund die Vorraussetzung, später eine gute Arbeit zu haben.“ Barchmann lobte im weiteren Verlauf das Engagement von Olaf Scholz bei der Einführung von Mindestlöhnen in zahlreichen Branchen. Zwar gebe es Mindestlöhne in Deutschland noch nicht flächendeckend, aber dank Olaf Scholz sei das Land in diesem Bereich auf einem guten Weg.
In der anschließenden Diskussion mit den zahlreichen Gästen kritisierte der Braunschweiger Kreishandwerksmeister Eberhard Funke, dass Jungendliche zu schlecht ausgebildet seien. Handwerksbetriebe in Braunschweig hätten bereits jetzt Probleme, ausreichend gebildete und motivierte Jugendliche zu finden. Bundesarbeitsminister Scholz berichtete daraufhin über spezielle Förderprogramme der Bundesregierung, bei denen Sozialpädagogen gemeinsam mit den jungen Menschen in die Betriebe gehen, um den Berufseinstieg zu erleichtern. Er betonte: „Firmen müssen in Zukunft auch Jugendliche mit schlechteren Vorraussetzungen aufnehmen und mit uns gemeinsam Anstrengungen unternehmen, damit der Mangel an Fachkräften nicht größer wird.