Veranstaltung zum Thema Afghanistan mit Abed Nadjib

Der SPD-Arbeitskreis Migrationspolitik und die Jusos in der SPD in Braunschweig luden am 15. Januar zu einer gemeinsamen Veranstaltung zum Thema Afghanistan ein. Über 50 Interessierte kamen zu der Diskussion mit dem Referenten Abed Nadjib über die aktuelle Situation in Afghanistan. Nadjib ist ehemaliger Botschaftsrat der Afghanischen Botschaft in Berlin und Berater der Afghanischen Regierung.

Voller Volksfreundsaal zur Afghanistan-Veranstaltung mit Abed Nadjib
Kate Grigat, Volker Mewes und Abed Nadjib

Der Diplomat Abed Nadjib lebt in Meine-Abbesbüttel und ist ebenso in Afghanistan zu Hause. Als ehemaliger Botschaftsrat von Afghanistan in Deutschland hat er beispielsweise die deutsch-afghanische Gesellschaft mitbegründet. Maßgeblich beteiligt war er an der Petersberger Konferenz im Jahre 2001. Dort haben die beteiligten afghanischen und internationalen Akteure Vorgaben für demokratische Strukturen in Afghanistan vereinbart. So sollten eine Verfassung für Afghanistan ausgearbeitet werden und Parteien grundsätzlich zugelassen werden, um bei allgemeinen Wahlen anzutreten. Außerdem sollte der Aufbau von Justiz, Verwaltung, Polizei und Armee ermöglicht werden. Seitdem seien, so Nadjib, etliche positive Entwicklungen festzustellen. Beispielsweise wurde eine Verfassung erarbeitet und erfolgreich verabschiedet. Mit den Wahlen 2005 und 2009 sei eine politische Kontinuität erwirkt werden, die in einer stabilen nationalen Währung sowie dem Aufbau eines Bildungssystems mündete.

„In Afghanistan herrscht Krieg“, stellt Nadjib das größte Problem in Afghanistan schonungslos dar. Die Sicherheitslage habe sich stark verschlechtert: Der Aufbau von Sicherheitskräften könne nicht mit der steigenden Kriminalität mithalten, wodurch die Ausbreitung des Drogenausbaus und der steigende Terrorismus nicht gestoppt werden könnten. Verstärkt würden diese Probleme durch die fehlende strukturierte Verwaltung sowie die schlechte Infrastruktur. So verfüge die Stadt Kabul noch über kein fließendes Wasser. Zudem stellten die mehr als 7 Millionen seit 2001 zurückgekehrten Flüchtlinge eine große Herausforderung dar: Beispielsweise sei die Einwohnerzahl von Kabul von 500.000 auf 3,5 Millionen gestiegen.

Zentrale Frage des Abends war, ob eine Aufstockung der internationalen Streitkräfte die Lösung für den Frieden oder die Verschärfung des Krieges in Afghanistan wäre. Nadjib betonte, dass erstmal analysiert werden müsse, welche Fehler in der Vergangenheit gemacht wurden, um ein ganzheitliches und gemeinsames Friedenskonzept für Afghanistan entwickeln zu können. Bei dieser Friedenslösung müssten auch die Nachbarstaaten miteinbezogen werden, denn der Terrorismus mache nicht an den afghanischen Grenzen Halt. Grundlage sei vor allem der Aufbau von afghanischen Sicherheitskräften, die die Souveränität des Staates sichern könnten. Deshalb müsse die ISAF die afghanischen Streitkräfte durch eine bessere Ausbildung weiter aufbauen und ihr kontinuierlich die Sicherheitsverantwortung übergeben. Des Weiten sollten die Verhandlungen mit Taliban-Kämpfern souverän von Afghanistan geführt werden, und gegebenenfalls vom Westen unterstützend begleitet werden sollte.

Zudem wünschte sich Nadjib eine bessere Abstimmung zwischen der NATO und der afghanischen Regierung. Hierzu müsse die NATO ihre internen Strukturen besser koordinieren sowie ihre Truppen besser für die fremde Mentalität der Afghanen sensibilisieren. „Wichtig ist, dass die Soldaten nicht nur in ihren Kasernen bleiben sondern auch den Kontakt zur afghanischen Bevölkerung halten“, so der Afghanistan-Experte abschließend.