

Dabei ging Hennig als wirtschaftspolitische Sprecher in seinem Eingangsreferat zunächst detailliert auf die gemeinsam erarbeiteten Beschlüsse zum Thema „Gute Ausbildung“ ein. „Es kann nicht sein, dass bundesweit nach wie vor 1,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren keine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen und gleichzeitig jedes Jahr schöngefärbte Bilanzen der Bundesagentur für Arbeit über die Medien verbreitet werden.“ Von diesen Zahlen ausgehend zu behaupten, dass jeder Ausbildungswillige einen Ausbildungsplatz erhält, sei laut Hennig schlicht und ergreifend blanker Zynismus.
In der darauf folgenden Diskussion stellten die Jusos heraus, dass die Lippenbekenntnisse seitens der Wirtschaft im außergesetzlichen „Ausbildungspakt“ kein geeignetes Mittel sei, um mittelfristig genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. „Wir müssen eine gesetzliche Grundlage schaffen, die dafür sorgt, dass alle Unternehmen in Deutschland genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Nur so kann es uns gelingen, jungen Menschen wieder eine Perspektive zu geben und den ausufernden Fachkräftemangel zu beseitigen“, fasste es der 22-jährige Jungsozialist zusammen. Die Jusos verständigten sich dabei auf das Modell der Ausbildungsplatzumlage. Ausgehend vom Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1995, besagt sie, dass alle Unternehmen ab einer Größe von 13 MitarbeiterInnen zumindest 7% aller im Unternehmen Beschäftigten Auszubildende sein müssen. Die Unternehmen, die diese Quote nicht einhielten, zahlen eine Sanktionsabgabe in einen Ausbildungsfonds, deren Gelder auf stark ausbildungsorientierten Betrieben umgelagert wird – getreu dem Motto: Wer nicht ausbildet, wird umgelegt.
Darüber hinaus fordern die Jusos ein verbessertes Qualitätsmanagement in der Ausbildung. So sollen die Industrie- und Handelskammern (IHK) und die Handwerkskammern (HWK) zum einen strengere Kontrollfunktionen in den Betrieben durchführen, zum anderen sollen AusbilderInnen und BerufsschullehrerInnen zwingend an regelmäßigen Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Die Jungsozialistinnen und Jungsozialisten lehnen außerdem die staatlich finanzierte Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) als Kombilohnmodell für Azubis ab und treten für einen gesetzlichen Azubi-Mindestlohn ein, der vier Fünftel des Mindestlohns der übrigen abhängig Beschäftigten betragen soll.
Nachdem sich die Jusos ausgiebig mit dem Thema der Dualen Ausbildung beschäftigt hatten, diskutierten sie über die Mitbestimmung der ArbeitnehmerInnen in Betriebs- und Aufsichtsräten. Die daraus resultierenden Forderungen waren eine Ausweitung der Mitbestimmungsrechte für Betriebsräte in personellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, ein festes Stimmrecht der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) im Betriebsrat, eine Frauenquote in Betriebs- und Aufsichtsräten zu 40% sowie vollparitätisch besetzte Aufsichtsräte zwischen ArbeitnehmervertreterInnen und Anteilseigner
Abschließend bedankte sich William Labitzke bei allen TeilnehmerInnen für die breite Beteiligung aller an interessanten Diskussionen. „Es ist schön heute gesehen zu haben, dass man nicht nur gemeinsam erarbeiteten Grundlagen an neue Jusos weitergegeben hat, sondern gerade von jungen Mitgliedern weitere Inhalte hinzukommen. Man sieht, dass die vor 3 Jahren gestartete Kampagne sich stetig weiterentwickelt“, fasste es der Juso-Chef zusammen. In diesem Jahr sollen weitere Schwerpunktsitzungen zum Thema „Gute Arbeit“ folgen. Unter anderem werden Themen wie Leiharbeit, Mindestlohn und ein neues Ausbildungskonzept diskutiert werden.