Equal Pay Day 2012 – Bis zum 23. März umsonst gearbeitet

Europaweit verdienen Frauen etwa 16% weniger als Männer. In Deutschland liegt der Entgeltunterschied zwischen den Geschlechtern sogar bei 23%. Der Equal Pay Day markiert den Zeitraum, den Frauen in Deutschland über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu kommen. Dieses Jahr ist der equal pay day am 23. März. SPD Arbeitsgemeinschaften fordern: Entgeltgleichheit jetzt!

Der Entgeltunterschied zwischen den Geschlechtern (Gender Pay Gap) von 23% berechnet sich aus der Differenz aus dem Bruttostundenlohn der Männer und dem Bruttostundenlohn der Frauen unabhängig u.a. von Qualifikation, Beruf, Branche oder Region. Der Gender Pay Gap unter Berücksichtigung dieser Faktoren – also die Entgeltunterschiede im gleichen Beruf, bei gleicher Qualifikation – liegt immer noch bei 8%. Daran zeigt sich, dass verschiedene Diskriminierungen für die hohen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen verantwortlich sind.

Die Entgeltungerechtigkeit wird durch den stetig wachsenden Niedriglohnsektor verschärft, denn drei Viertel der geringfügig Beschäftigten sind Frauen. Sie sind somit besonders hart von nicht existenzsichernden Löhnen sowie prekären Tätigkeiten betroffen. Dies hat negative Auswirkungen auf die jetzige Lebensführung und auch auf die Altersabsicherung. Der Entgeltunterschied von 23% führt sogar zu einem Unterschied in Renten und Pensionen von 59%. Altersarmut in Deutschland ist demnach überwiegend weiblich. So sind Frauen häufig finanziell abhängig von einem verdienenden Partner. "Wir brauchen einen gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro", fordert Sonja Brandes, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für ArbeitnehmerInnenfragen (AfA) "nur so kann eine Grundlage für existenzsichernde Löhne geschaffen werden."

Ein weiter Grund für den großen Entgeltunterschied sind oftmals unterbrochene Erwerbsbiografien, denn es sind überwiegend Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren müssen und unter dem zum Teil schlecht ausgebauten Betreuungssystem leiden. "Frauen müssen nach der Elternzeit mit steigenden Lohneinbußen rechnen, je länger die Berufspause ist" erklärt Angelika Hitzmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). "Danach folgt häufig der Übergang in die Falle Teilzeitarbeit". Die Betreuungsangebote müssen endlich flächendeckend ausgebaut werden. "Für die ASF gilt: Betreuungsangebote statt Betreuungsgeld."

8% Entgeltunterschied im gleichen Beruf zeigen, dass die bereits seit den 1950er Jahren verbotenen Frauenlöhne noch immer verdeckt vorkommen. "Ein Verbandsklagerecht gegen Entgeltungleichheiten ist unerlässlich, sonst bleiben diese Diskriminierungen individuelle Probleme der Frauen", so Brandes weiter.

„Für gleichwertige Arbeit muss es den gleichen Lohn geben", fordert Enrico Hennig, Vorsitzender der Braunschweiger Jusos. Den Jusos sei es wichtig, nicht nur auf die zwischen der Entgeltdiskriminierung von Frauen bei gleicher Arbeit wie ihre männlichen Kollegen aufmerksam zu machen, sondern auch die Entgeltdiskriminierung von Frauen-dominierten Berufen hervorzuheben. "Bewertungskriterien müssen dringend auf Geschlechtergerechtigkeit geprüft und angepasst werden.", so Hennig weiter, "Auch in der Berufsberatung dürfen nicht Geschlechterstereotype die Grundlage sein, damit es in Zukunft gar keine ‚geschlechtertypischen‘ Berufe mehr gibt."