„Solidarität im Kampf gegen rechts“ – Jusos beziehen Stellung zur aktuellen Berichterstattung um die Fanszene von Eintracht Braunschweig

In Bezug auf die aktuellen Ereignisse und die bundesweite Berichterstattung rund um die Provokationen und Mordandrohungen einiger Anhänger von Eintracht Braunschweig, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, gegenüber andersdenkenden Fans erklärt der Vorsitzende der Jusos Braunschweig, Enrico Hennig: "Die Jusos Braunschweig zeigen sich solidarisch mit der Initiative gegen rechte (Hooligan-)Strukturen."

Hennig weiter: "Es ist für uns nicht tolerierbar, dass es linken Fußballfans nur unter Polizeischutz möglich ist, ein Eintrachtspiel zu gucken und sie später noch als einziger Brandherd genannt werden.

Wir fordern den Verein Eintracht Braunschweig auf, Maßnahmen gegen rechtsradikale Fußballfans im Stadion einzuleiten. Nach Aussagen des Vorsängers Thilo bei 11FREUNDE.de gebe es viele rechtsradikale Fans, die von den meisten Fans nicht als störend empfunden werden, solange sie niemanden etwas tun. Dieser Mentalität muss entgegengewirkt werden! Mittlerweile berichten neben SPIEGEL.de und 11FREUNDE.de auch andere Medien wie taz über die Vorfälle. Wenn Eintracht Braunschweig nicht aktiver gegen ihre rechtsradikalen Fans vorgeht, wird das Ansehen des Vereins in der breiten Öffentlichkeit sinken.

Eintracht spielt momentan sehr erfolgreichen Fußball und wir wünschen uns, dass die sportlichen Erfolge wieder im Mittelpunkt des medialen Interesses stehen. Schuld an der aufkommenden Diskussion sind nicht die antifaschistischen Fans, die über rechtsradikale Fans berichten, sondern die rechtsradikalen Fans!"

Hintergrund:

Am 6. Oktober 2012 haben die Ultras Braunschweig zusammen mit antifaschistischen FreundInnen das Zweitligaspiel Eintracht Braunschweig – VfL Bochum besucht. Für die Ultras war es nach Stadionverboten und Einschüchterungen seitens rechtsradikaler Fans der erste Stadionbesuch seit über vier Jahren.

Nach Aussagen der Ultras und der Initiative gegen rechte (Hooligan-)Strukturen kam es schon beim Betreten des Stadiongeländes zu ersten Anfeindungen und Morddrohungen gegen die die antifaschistischen Fußballfans.

Der Verein und die Polizei waren der besonderen Situation bewusst und haben Maßnahmen ergriffen, die etwa 100-köpfige Gruppe vor gewaltbereiten und rechtsorientierten Fans zu schützen. So wurde der Zugang von Süd- und Gegengerade zur Nordkurve abgesperrt. Rechte Eintrachtfans aus der Südkurve konnten so nicht die Nordkurve stürmen. Ebenfalls wurden mehrere Ordner abgestellt, um die antifaschistischen Fans zu schützen. Nach Aussage der Initiative war dies auch notwendig, da sich bereits hinter der Gegentribüne rechte Hooligans versammelten und ein Übergriff drohte.

Nach Spielende mussten die antifaschistischen Eintrachtfans zur Sicherheit etwa 30 Minuten in der Nordkurve verharren. Nachdem sich nach Spielende laut Aussage der beteiligten AntifaschistInnen Rechtsradikale an der Hamburger Straße versammelt haben, um einen Angriff zu starten, wurden die antifaschistischen Eintrachtfans von der Polizei geschützt zu Bussen begleitet, die sie in entfernte Stadtteile brachten.

Laut einer offiziellen Mitteilung des Vereins liegt das Problem nicht bei den gewaltbereiten rechten Eintrachtfans, sondern an den Antifaschistischen, die nur mittels Polizeischutz das Spiel verfolgen und das Stadion verlassen konnte. Selbst SPIEGEL.de schrieb darüber: „Eine zweifelhafte These. Zumal in der Broschüre auf Dutzenden Seiten detailliert die Vorfälle beschrieben werden. Dies als Hirngespinst persönlich Frustrierter abzutun, zeugt nicht gerade von Sensibilität im Umgang mit dem Thema Rechtsextremismus.“

Eintracht Braunschweig bezog auf ihrer Webseite zu den Geschehnissen Stellung. Darin wurden die antifaschistischen StadionbesucherInnen als ProvokateurInnen betitelt. Die Nähe zu der antifaschistischen Szene der Ultras wurde nur als kausale Folge nach den verhängten Stadionverboten bezeichnet. Die Ultras würden sich nur PartnerInnen suchen, um den Verein zu schaden. So soll auch die neue Broschüre nur publiziert worden sein, um dem Verein wegen der vor vielen Jahren verhängten Stadionverbote zu schaden. Während die antifaschistischen Fans als Unruheherd bezeichnet wurden, wurde kein Wort von der seit Jahrzehnten bekannten, zwar kleinen, aber gewaltbereiten rechten Szene innerhalb der Eintrachtsfans erwähnt.

Das Geschehene zeigt, dass es offen antifaschistischen Fans nicht ohne große Umstände möglich ist, ein Spiel der Braunschweiger Eintracht zu besuchen, während offen rechtsradikale Fans ohne Probleme die Spiele im Stadion verfolgen können. Die Existenz rechter Fußballfans im Stadion belegt die kürzlich publizierte Broschüre der Initiative gegen rechte (Hooligan-)Strukturen und bestätigte der Vorsänger Thilo im Interview mit 11FREUNDE.de.

Die Jusos Braunschweig begleiten dieses Thema bereits seit längerer Zeit. So ist die SPD-Jugendorganisation bereits mit VertreterInnen aus der Initiative gegen rechte (Hooligan-)Strukturen in Dialog getreten und hat eine Resolution einstimmig verabschiedet., die sich der Problematik widmet. In naher Zukunft werden die Jusos Braunschweig auch direkt Gespräche mit VertreterInnen des Fanprojekts und des Vereins Eintracht Braunschweig sowie mit Fanprojekten anderer Bundesliga-Fußballvereine suchen, um gegenseitig Konzepte und Maßnahmen auszutauschen, die zur Lösung des Problems umgesetzt werden können.

Wir bleiben am Ball – Jusos Braunschweig