Völkische Nationalisten gegen Rechts? Jusos Braunschweig beschäftigen sich mit Frei.Wild

Spätestens nachdem die Deutschrockband Frei.Wild aus der Liste der Echopreis-nominierten genommen wurde, beschäftigte sich eine breite mediale Öffentlichkeit mit der Band und dem Vorwurf, die Band würde rechte Inhalte verbreiten. Grund genug für die Jusos Braunschweig der Frage nachzugehen, ob der Vorwurf berechtigt sei und inwieweit Frei.Wild an rechte Inhalte anknüpft und sie verbreitet.

Die Jusos Braunschweig haben, um der Frage nachzugehen, ob der Vorwurf die Band sei völkisch, nationalistisch und fremdenfeindlich nachzugehen ein Projekt eingerichtet, das nun erste Ergebnisse vorstellte und über die Band und deren Inhalte aufklärte. Zu Beginn wurde das internationalistische und antifaschistische Selbstverständnis der Jusos erklärt. Aufgrund dieser Werte, die Jusos seit jeher vertreten, gehört es zu unseren selbst auferlegten Pflichten, jede Form von Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit zu verurteilen und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Folgend wurde untersucht, ob der Vorwurf des völkischen Nationalismus bei der Band gerechtfertigt sei.

Nachdem die Band und ihre Südtiroler Herkunft vorgestellt wurden, ging man näher auf einige Textpassagen ein. In dem Song „Wahre Werte“ wird so zum Beispiel behauptet:

„Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat
Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk“

Schnell waren sich die Anwesenden sicher, dass allein in dieser kurzen Passage völkische, wie fremdenfeindliche Inhalte vertreten werden. Statt das Individuum in seiner Einzigartigkeit zu besingen, wird jede Person pauschal einem Volk untergeordnet, das sich anscheinend in einer organischen Einheit mit seiner lokalen Herkunft befindet. Dieses mit der Heimat verbundene Volk definiert sich anhand von gemeinsamen Werten und Normen. Ein Verstoß gegen diese Werte würde einen sog. Volkstod mit sich bringen. In der Diskussionsrunde wurde dies als Aufruf zur Fremdenfeindlichkeit angesehen. Auch Parallelen zu einer „Blut und Boden“-Ideologie wurden für einige der Anwesenden deutlich.

Nun könne ja gesagt werden, dass die Band ungefährlich sei, weil sie sich deutlich von Rechts distanziere. Schließlich sagt sie von sich aus, die sei gegen „Jeden Extremismus“. Die anwesenden Jusos waren sich einig, dass sie die verbreiteten Inhalte als Maßstab nehmen und die Eigenbezeichnung. Abseits dessen lehnen die Jusos Braunschweig eine Gleichschaltung von sog. Links- und Rechtsextremismus konsequent ab. Allein diese Relativierung rechtsradikaler Aktivitäten lässt ein rechtes Menschenbild erahnen. Wenn eine Band, dessen Inhalte so deutlich an völkischen Nationalismus anknüpfen und somit Ressentiments bedienne, sich aber nicht als Rechts verstehen, heißt das im Umkehrschluss, dass versucht wird, Fremdenfeindlichkeit und Ähnlichkeiten zur Blut und Boden-Ideologie als Werte der sog. Mitte zu etablieren. Einig waren sich alle Anwesenden, dass darin eine große Gefahr liegt. Die Jusos werden sich weiter und ausführlicher mit dem Thema beschäftigen.