

Die Gründung der Jusos kam im Jahr 1904 zustande. Als Reaktion auf den Selbstmord des Berliner Lehrlings Paul Nährings, der die Qualen seines Meisters nicht mehr ertragen konnte, entstanden die ersten Lehrlingsvereine. Dies stellte zum damaligen Zeitpunkt einen Paradigmenwechsel dar, da bis zum damaligen Zeitpunkt die Meinung vorherrschte, dass die Lebenssituation der Menschen nur allein durch die Klassenzugehörigkeit gekennzeichnet sei. Seitdem ist die Geschichte der Jusos von zahlreichen Turbulenzen geprägt. Sie befanden sich seit jeher im Spannungsfeld zwischen Abgrenzung einerseits und einer wichtigen inhaltlichen Stütze zur programmatischen Weiterentwicklung der SPD andererseits.
So war der Richtungsverband, der sich heute als sozialistisch, feministisch und internationalistisch versteht, von zahlreichen Verboten betroffen – zuletzt 1932 als er nicht von nationalsozialistischen sondern von sozialdemokratischen Bestrebungen her verboten worden ist. Aber auch nach dem NS-Regime, indem sich viele Jusos im Untergrund organisierten und gegen Hitler-Deutschland Widerstand geleistet haben, wurde wieder auch deutlich, wie wichtig dabei die Autonomie gegenüber der SPD ist. Schließlich kam ihnen auch eine zentrale Bedeutung in der 68er-Bewegung zu, in der sie sich erstmals seit dem zweiten Weltkrieg stärker von der SPD abgrenzten und sich als kritischen, linken Richtungsverband innnerhalb der SPD definierten.