„Der 9. November ist mehr als der Tag des Mauerfalls“ – Jusos wünschen sich kritischeren Umgang im Bezug auf Feierlichkeiten

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls erklärt der Vorsitzende der Jusos Braunschweig, Enrico Hennig: „Dass sich in Berlin am Brandenburger Tor viele Menschen zusammenfinden, um die Wiedervereinigung im Rahmen eines Bürgerfestes zu feiern, mag auf den ersten Blick positiv sein. Allerdings ist der 9. November mehr als ein Feiertag zum Mauerfall. Wir müssen uns auch kritisch mit der gesamtdeutschen Geschichte auseinandersetzen.“

Grund hierfür sei unter anderem einer der schrecklichsten Momente der Menschheitsgeschichte: die Novemberpogrome des Deutschen Reiches im Jahre 1938. Seit diesem Zeitpunkt wurden bis zur Befreiung vom Faschismus mehrere zehntausend Juden systemisch in Konzentrationslagern inhaftiert, gefoltert und ermordet. „Der 9. November muss nach wie vor dazu dienen, um an die Opfer und deren Angehörige zu gedenken, damit ein solches Verbrechen nie wieder zu tragen kommt“, so der Juso-Chef weiter.

Hennig ergänzt hierzu: „Vor allem in heutigen Zeiten, in denen rechtspopulistische Organisationen wie die AfD oder HoGeSa immer mehr Zulauf bekommen, um gegen MigrantInnen oder Flüchtlinge zu polemisieren, muss stärker denn je die deutsche Vergangenheit und das Konstrukt der Nation und deren Auswirkung auf die gesamte Gesellschaft kritisch reflektiert werden.“ Darüber hinaus sei der 9. November laut dem 27-jährigen Jungsozialisten ein Tag, an dem aus dem deutschen Gebiet oft mehr negative als positive Akzente kamen: die Hinrichtung von Robert Blum und damit der Anfang vom Ende der republikanischen Märzrevolution von 1848, der Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923 in München, der jahrelang als Feiertag missbraucht wurde oder die Gründung der SS im Jahr 1925.

„Auch wenn die friedliche Revolution in der DDR als positiv wahrzunehmen ist, darf man nicht den Fehler machen, nur einseitig auf diesen Tag glorifizierend zu blicken. Das wird den Opfern aus den letzten 170 Jahre nicht gerecht. Deshalb muss der 9. November hauptsächlich ein Gedenktag in Deutschland bleiben“, so Hennig abschließend.